Aus der Arbeitsgruppe rund um Prof. Dr. Johannes Hewig sind bereits zwei Veröffentlichungen in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften zum Thema Grundlagen der menschlichen Interaktion entstanden. Prof. Hewig und sein Team beschäftigen sich darin unter anderem mit dem Erfassen von Prosozialem Verhalten und den Hinweisreizen in Interaktionen. Für weitere Informationen zu diesen und ähnlichen Themen wenden Sie sich bitte an Johannes Rodrigues.
Grundlagen der menschlichen Interaktion: Prosoziales Verhalten. Erfassung von Prosozialem Verhalten.
Rodrigues, J., Ulrich, N., Mussel, P., Carlo, G., & Hewig, J. (2017). Measuring Prosocial Tendencies in Germany: Sources of Validity and Reliablity of the Revised Prosocial Tendency Measure. Frontiers in Psychology, 8, 2119. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2017.02119
Prosoziale Motivationen und Persönlichkeitseigenschaften wirken sich stark auf alltägliche Handlungen des Menschen aus. Dabei können verschiedene Motivationen und Eigenschaften zu ähnlichen Verhaltensresultaten wie zum Beispiel einer erhöhten Investition oder Hilfeverhalten führen. Diese verschiedenen Verhaltensmotivationen und Persönlichkeitseigenschaften zu definieren, zu trennen und zu erfassen kann sehr wichtig sein, um den Interaktionspartner besser zu verstehen, auf ihn zu reagieren und die Interaktion möglicherweise zu optimieren. Im angloamerikanischen Sprachraum gab es bisher einen Fragebogen, der prosocial tendency measure (PTM), der Persönlichkeitseigenschaften bezüglich der Motivation hinter prosozialen Handlungen erfasst. Die aktuelle Publikation befasst sich mit der Übersetzung dieses Instruments ins Deutsche und dem Vergleich der entsprechenden Struktur der verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften im angloamerikanischen Raum und im deutschen Sprachraum. Hierbei konnten für das englische Original sowie für die deutsche Übersetzung die gleiche Struktur festgestellt werden.
Dies erlaubt uns nun Aussagen im deutschsprachigen Raum über unterliegende Persönlichkeitseigenschaften, die bei prosozialen Handlungen Einfluss nehmen und daraus folgend mögliche Optimierungen von entsprechenden Interaktionen, abhängig von den entsprechenden Motivationen des Interaktionspartners.
Prosoziale Tendenzen sind selbstverständlich auch in Interkationen im beruflichen und gewerblichen Bereich von hoher Bedeutung. Sei es für die Teambildung und Motivation innerhalb von Arbeitsgruppen oder Unternehmen oder für die Interaktion zwischen Unternehmern oder von Unternehmer mit Kunden um eine erfolgreiche und für alle Beteiligten positive Partnerschaft zu erreichen. Insbesondere ist wechselseitige Kooperationsbereitschaft eine wichtige Grundbedingung von ökonomischen Austauschprozessen die im Projekt beforscht werden.
Grundlagen der menschlichen Interaktion: Soziale Hinweisreize in Interaktionen
Mussel, P., Hewig, J., & Weiß, M. (2018). The reward-like nature of social cues that indicate successful altruistic punishment. Psychophysiology, e13093, advanced online publication. https://doi.org/10.1111/psyp.13093
„Ein Lächeln kostet nicht und bringt doch viel“ weiß der Volksmund zu sagen. Doch zahlt sich Freundlichkeit im Umgang mit anderen wirklich auch ökonomisch aus? Diese Fragestellung wurde in einem sogenannten Ultimatumspiel untersucht. Dabei teilt eine Person einen Geldbetrag beliebig zwischen sich und einer anderen Person auf. Diese andere Person entscheidet, ob die Aufteilung angenommen wird und beide Spieler das Geld bekommen, oder ob das Angebot abgelehnt wird (da es vielleicht zu unfair wahrgenommen wird) und das Geld verfällt. Hierbei konnten wir feststellen, dass eine Reaktion mit einem Lächeln nach einer Annahme des Angebots zu einer höheren künftigen Annahmerate führte, als wenn mit einem neutralen Gesicht auf eine Ablehnung reagiert wurde. Entsprechend zeigt unsere grundlagenwissenschaftliche Arbeit die Wichtigkeit des sozio-emotionalen Feedbacks für die Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen.
Ebenso wie vorausgegangene Forschungsarbeiten zeigen unsere neuesten Befunde im Projekt, dass es wichtig und vor allem in ökonomischen Interaktionen sinnvoll ist sowohl fair als auch freundlich zu sein, um erfolgreich zu sein. Insbesondere bei zu hoher wahrgenommener Unfairness ist es möglich, dass der Interaktionspartner eine Ablehnung und Schädigung als Genugtuung empfindet und als eigenes Ziel verfolgt. Freundlichkeit kann in diesem Kontext dazu beitragen, dass ökonomische Interaktionen weniger schnell als unfair wahrgenommen werden und somit dann auch keine Ablehnung oder Bestrafung des Interaktionspartners stattfindet.
Auf neuronaler Ebene gemessen mittels Gehirnströmen zeigte sich, dass negativ valente emotionale Gesichtsausdrücke nach einer Ablehnung sogar mit einer neuronalen Belohnungskomponente (der sog. reward positivity) verbunden waren. Dies zeigt an, dass solche Reaktionen in diesem Fall beabsichtigt erzeugt werden sollen und sogar eine Belohnung für den unfair behandelten Interaktionspartner darstellen.